Kuh-Projekt

Ökologie - die Kuh vom Eis holen

Klimaschutz und Weidevieh

Immer wieder wird behauptet, die Kuh sei besonders schädlich für das Klima. Vorgeworfen wird den Kühen, dass sie rülpsen, und zwar das Treibhausgas Methan. Methan entsteht bei vielen natürlichen Gärprozessen. Dazu zählt die Verdauung der Wiederkäuer. Doch auch das ist nur ein Teil der Wahrheit: Viel klimaschädlicher als die Rülpser aller Rinder ist der Umbruch von natürlichem Grünland für den Ackerbau. Eine folgenreiche Landnutzungsänderung.


Landnutzungsänderung, der Klimakiller

Grünland-BeweidungGrünland, das sind neben Wiesen auch Moore und Feuchtgebiete sowie Wald und Buschland, die weltweit trockengelegt, abgeholzt und umgepflügt werden. Nicht nur Nahrungsmittel sondern auch Futtermitteln und Kraftfutter für Nutztiere wird auf dem neu gewonnenen Ackerland produziert. Diese Landnutzungsänderungen durch Rodung, Brandrodung oder Umpflügen sind die Ursache von 30% der gesamten globalen Treibhausgasemissionen: 5,5 Gigatonnen CO2 pro Jahr! Effektiv zur Verminderung der Treibhausgase in der Atmosphäre wäre hingegen die umgekehrte Umwandlung von Ackerland zu Wiese und Weide, also zurück zu Dauergrünland. Es ist für die Ernährung des Menschen nutzbar und zwar durch Kühe und andere Wiederkäuer. Auf natürlichen Flächen erzeugen sie Milchprodukte und Fleisch, also hochwertiges Eiweiß ohne Naturzerstörung.


CO2-Speicher Humus - Moor, Wald, Wiese

Grünlandstandorte verfügen über enorme Mengen an Humus. Humus baut sich über Jahrzehnte im Moor, im Waldboden und in der Wiese auf. Der Humus entsteht bei der Verrottung abgestorbener Wurzeln und Blätter sowie holziger Pflanzenteile. In Mooren entsteht unter Luftabschluss Torf. Auf einer Weide sorgt der Mist der Weidetiere für viel Humus im Boden. Die gesamte tote und lebendige Biomasse besteht zu großen Teilen aus Kohlenstoff. Nicht nur lebende Bäume sondern auch Humus und Torf speichern also Kohlenstoff. Damit entziehen die natürlichen Recyclingprodukte der Atmosphäre Kohlendioxid. Böden weltweit enthalten beziehungsweise speichern doppelt so viel Kohlenstoff wie die Atmosphäre. Diesen Speicher nennt man auch Kohlenstoffsenke. Grünland ist eine Kohlenstoffsenke und hilft das Klima zu schützen.
Die Rodung oder das Abbrennen von Wald beziehungsweise der Umbruch von Grünland schafft kurzfristig ertragreiche Äcker. Der lange aufgebaute Humus liefert die Nährstoffe dafür, indem er abgebaut wird. Nach Rodung oder Brandrodung wird binnen Jahren die Fruchtbarkeit des ursprünglichen Waldes oder Graslandes aufgezehrt um Ackerbau zu betreiben. Dabei werden sehr viel CO2 und Lachgas in die Athmosphäre abgegeben.

Mehr Grünlandflächen für die Viehhaltung und weniger Futtermittel vom Acker sind die zukunftsweisende Alternative.



Kohlenstoff-Senke Grünland

Mutterkuh-HaltungDer Umbruch von Wiesen und die Umwandlung zu Acker setzen große Mengen an Kohlendioxid frei und belastet das Klima mit 75 bis 300 Tonnen CO2 je Hektar. Wird Urwald vernichtet, so entstehen Emissionen von 600 bis 1100 Tonnen CO2 je Hektar.

Hingegen würde die Umwandlung von Ackerland zurück zu Grünland 2 bis 5 Tonnen CO2 je Hektar und Jahr aus der Atmosphäre entnehmen. Dieser natürliche Speicher von C02 ergibt sich nur durch den Aufbau von Biomasse und Humus. Das bemerkenswerte daran: die CO2-Speicherung im Boden nimmt auch nach 100 Jahren noch weiter zu.



Kuhmist - einst Segen - heute herrscht Gülleflut

Über Jahrtausende haben Menschen weltweit Methoden entwickelt um fruchtbaren Boden für ihre Ackerkulturen zu schaffen, noch vor der Erfindung von Kunstdünger. Im Mittelpunkt stand die Kuh, die Gras fraß und daraus organischen Dünger produzierte. Bei der Massentierhaltung, gespeist aus importierten Futtermitteln, entstehen hingegen Gülle-Seen, die zum Entsorgungsproblem werden. Mit jeder Tonne Soja oder Weizen wird indirekt viel Nitrat mit importiert! In Niedersachsen fallen pro Jahr 39 Millionen Tonnen Gülle und 8 Millionen Tonnen Mist an. 15 Millionen Tonnen organische Düngemittel werden teilweise in andere Bundesländer gefahren. Die Betriebe halten doppelt so viele Tiere (in erster Linie Hühner), als Futter auf der Betriebsfläche wachsen könnte und als Mist und Gülle zur Düngung verwendet werden könnte. Es entsteht eine Gülleflut. Flächendeckend ist das Grundwasser hoch mit Nitrat und Phosphat belastet. In den Herkunftsländern der Futtermittel hingegen, verarmen die Böden an Nährstoffen.

Tierhaltung muss wieder dezentraler werden. Die Zahl der Tiere muss angepasst sein an die Betriebsgröße und das Futteraufkommen des einzelnen Betriebes und des Landes.


Lachgas, Methan und Klima

Auf überdüngten landwirtschaftlichen Flächen entweichen große Mengen an Stickstoff in Form von Lachgas (N2O). Lachgas zerstört die Ozonschicht und ist ein Treibhausgas. Es ist rund 300 mal so klimaschädlich wie CO2! Im Vergleich ist das Methan der rülpsenden Kühe nur 25 mal so klimaschädlich wie C02. Umgerechnet belastet Lachgas aus der Düngung das Klima wie 3 bis 4 Milliarden Tonnen CO2.

Methan ist übrigens auch der Hauptbestandteil von Erdgas und Biogas und wird bei vielen biologischen Prozessen freigesetzt wie beispielsweise bei Fäulnis und Verrottung, in Sümpfen und im Reisanbau.



Klimaschädliche Massentierhaltung

60 % der landwirtschaftlichen Flächen in Deutschland dienen dem Anbau von Mais und Getreide für die Futtertröge der Nutztiere. 40 % aller Ackerflächen weltweit werden für die Produktion von Futtermitteln verwendet. In Deutschland und Europa werden knapp 80 % der Sojabohnen importiert, häufig aus Entwicklungsländern, wo zu diesem Zweck tropischer Regenwald vernichtet wurde. Landnutzungsänderungen zerstören die Artenvielfalt und vernichten riesige Kohlenstoffspeicher in den Tropen und in den gemäßigten Breiten. Umwandlung von Wald, Moor oder Wiese zu Ackerland setzt durch Humusabbau und zusätzlich durch Stickstoff-Düngung Treibhausgase frei. Ackerbau für die Viehzucht (und eben nicht Vieh für den Acker) ist in mehrfacher Hinsicht fatal für das Klima.

Leider wird auch heute in Deutschland noch Grünland und Moor umgebrochen, meist um Mais für Vieh anzubauen...

Die ökologische Kuh

25 % des Grünlandes in Baden-Württemberg wird nicht mehr für die Tierfütterung gebraucht - ein großes Potenzial und genug für die artgerechte Ernährung von zusätzlich 150 000 Kühen ohne Mais. In Deutschland gibt es heute noch 4,6 Millionen Hektar Dauergrünland, Gras für ebenso viele Kühe im ökologischen Gleichgewicht.

Weniger ist mehr

10 Millionen Hektar Acker werden mit Futtermitteln bebaut, auch für die Mast von Schweinen und Geflügel. Wir essen heute 70 % mehr Schweinfleisch, mehr als dreimal so viel Geflügelfleisch und verbrauchen 50 % mehr Milch als in den fetten 60er Jahren des 20. Jahrhunderts. Wir bezahlen relativ gesehen jedoch nur noch 1/5 für Schweinefleisch, Eier oder Butter und 1/3 für Milch und Rindfleisch. Viele Verbraucher finden das toll - ist es aber nicht! Das System billigster Lebensmittel im Überschuss beruht auf Raubbau an der Natur und auf Tierquälerei.


Umdenken ist notwendig und ein aufgeklärtes Einkaufsverhalten der Verbraucher. Weniger ist mehr!